Freitag, 25. November 2022

Medienmitteilung zur Vernehmlassung GGpl

Die GLP ist mit der Absichtserklärung des Regierungsrates mehrheitlich einverstanden; Die Umsetzung der einzelnen Vorschläge und das dafür eingesetzte Budget werden jedoch über den Erfolg und die Wirkungsorientierung der Gesamtplanung entscheiden. Grundsätzlich muss gezielt und mehr in Prävention und Gesundheitsbildung fliessen.

Hier geht es zum Gesamtvernehmlassungsbogen

Das vom Regierungsrat vorgelegte umfassende Konzept für die Gesundheitspolitische Gesamtplanung geht aus Sicht der GLP mehrheitlich in die richtige Richtung. Matchentscheidend jedoch wird sein, wie die einzelnen Ziele wirkungsorientiert angegangen werden können und wo nötig, welche finanzielle und planerische Ressourcen der Kanton dafür zur Verfügung stellen kann.In verschiedenen Bereichen erkennt die GLP teilweise grossen Nachholbedarf bzw. vorrausschauende Konzepte, welche schlussendlich Kosten auf lange Sicht reduzieren und die Gesundheitsversorgung  der Bevölkerung im Kanton Aargau positiv beeinflussen können.

Grundsätzlich fordert die GLP folgende Punkte:

-Fehlanreize durch einheitliche Finanzierung sind zu minimieren,

-die Digitalisierung ist zu maximieren,

-Standortnachteile für Grundversorger sind zu eliminieren und

-komplexe Eingriffe sind zu zentralisieren.

 

Nachfolgend möchten wir nur auf eine paar spezifische Themenbereiche eingehen:

Integrierte Versorgung

Der Ansatz der integrierten Versorgung erachten wir als richtig. Eine gute Vernetzung und Zusammenarbeit unter den Leistungserbringern ist von grosser Bedeutung und die Koordination kann die Qualität der Versorgung verbessern, gerade im ambulanten Bereich und in der Langzeitversorgung.  Die bestehende Rollenverteilung zwischen Kanton und Gemeinden ist zwingend zu entflechten. Wir teilen die Ansicht des Regierungsrates, dass die bestehende Rollenteilung die fiskalische Äquivalenz verletzt, weil die Finanzierungs-, Entscheidungs- und Vollzugskompetenzen nicht in einer Hand liegen. Dadurch entstehen zwischen Kanton und Gemeinden Zielkonflikte. Mit dem Beibehalten der unterschiedlichen Finanzierung von Pflegeleistungen durch die Gemeinden und Spitalleistungen durch den Kanton sowie der Rollenteilung bei der Versorgungsplanung und generellen Zuständigkeit werden die bestehenden Zielkonflikte zementiert und eine integrierte Versorgung stark erschwert, wenn nicht gar verunmöglicht.

Die Bildung von Versorgungsregionen sehen wir skeptisch. Wir unterstützen, dass die Zusammenarbeit und Planung im Verbund angegangen werden muss. Allerdings ist es fraglich ob die Gemeinden im Stande sind dies eigenständig zu lösen. Die Gefahr für unterschiedliche Lösungen sehen wir als gegeben. Bei der angestrebten Lösung müssten klare Strukturen vorgegeben und die Erwartung an eine Versorgungsregion geklärt werden. Dafür muss der Kanton aber deutlich mehr in den Lead und die Verantwortung!

Digitalisierung

Die Zukunft liegt in der Digitalisierung. Aktuell mangelt es jedoch an der Praktikabilität, der Koordination und bei der Finanzierung digitaler Lösungen im Gesundheitsbereich. Wir sehen in allen Punkten den Kanton im Lead, insbesondere bei der (Anstoss)Finanzierung und den nötigen Modellen zur entsprechenden Schulung von Gesundheitspersonal für diese Aufgabe.

 

Kostendämpfung

Grundsätzlich gilt für die GLP: nur wirkungsorientierte Lösungsansätze bringen langfristig Nutzen.

Die vom Regierungsrat angedachten Mengenziele sind nicht zielführend,  die Gefahr für eine 2 Klassenmedizin würde aus unserer Sicht steigen. Das Angebot  muss sich nach dem Bedarf ausrichten: Mengenbeschränkungen sind aus unserer Sicht hier daher falsch.

 

Prävention

Im vorliegenden Papier wird Prävention als Kostendämpfungsfaktor zu wenig herausgestrichen. Breitensport als präventive Kostendämpfungsmassnahme (z.B. Adipositasprävention für Kinder und Jugendliche) muss ins Konzept eingebunden und mit dem BKS gemeinsam geplant werden. Zudem ist der Unterschied zwischen Prävention und Früherkennung aus Sicht der GLP schleichend. Dies darf in der Planung nicht vergessen werden. Gesundheitsförderangebote reichen nicht; konzeptionelle Gesundheitsbildung ist aus Sicht der GLP unbedingt nötig. Schaden vermeiden, nicht vermindern ist aus unserer Optik die wirkungsvolle Marschrichtung.Um die Prävention zu fördern, braucht es mehr Mittel und im Idealfall Leistungsaufträge mit bestehenden Anbietern. Wir erachten 0.5% der Ausgaben für die Spitalfinanzierung gemäss KVG als ein absolutes Minimum, welches keine schlagende Wirkung zeigen kann. Damit bleibt die Gesundheitsstrategie reaktiv. Aus  Sicht der GLP sind  die vorgeschlagenen 0.25% (aktuell sind es 0.26%) also klar zu wenig. Wirkungsorientierte Gesundheitsförderung MUSS zusammen mit dem Ressort Bildung geplant und umgesetzt werden. Gesundheitsbildung muss konkret im Rahmen von Bildungslandschaften angegangen werden.

 

Ambulante Versorgung:

In der ambulanten Versorgung ist der Kanton Aargau schweizweit das Schlusslicht, insbesondere in seinen Randregionen. Die wichtige Grundversorgung ist vielerorts durch die Hausarzt-Versorgung nicht mehr gewährleistet. Dies trifft auch für die Kinder/Jugend- und die Erwachsenen-Psychiatrie in besonderem Ausmass mit den entsprechend negativen Folgen zu. Die aufgeführten Strategie-Massnahmen sind leider äusserst schwammig verfasst und wenig fassbar.

Die Zahlen der ambulant und spital-ärztlichen Nachwuchs zeigen ein verheerendes Bild, innert den nächsten 10 Jahren fehlen zu der aktuellen Unterversorgung zusätzlich 20-25% der ambulanten Leistungserbringer! Deshalb braucht es Anreize für die eine konkrete und zeitnahe Lösung.

Folgende Ansätze sind aus unserer Sicht ab sofort zu verfolgen:

  1. Die schnellste aller Massnahmen wäre eine rasche Umsetzung der Medikamenten—Selbstdispensation.
  2. Alle Psychiater können über den Tarif (derzeit TARMED, später TARDOC) Telefone und Leistungen in Abwesenheit UNLIMITIERT ABRECHNEN, allfällig mit zusätzlicher Fachärztlich-spezifischer Sondertarife
  3. Pflegefachleute/MPA können OKP Leistungen in der Praxis ohne ärztliche Anwesenheit in den ambulanten Praxen ABRECHNEN und somit ärztliche Leistungserbringer wirtschaftlich attraktiv entlasten. Was auch eine Attraktivitäts-Steigerung für die MPA/Pflegenden darstellen würde. Mit wenig Geld und mit guter Qualität werden ambulante Leistungen für die Grundversorgung erbracht.
  4. Neue Berufsbilder müssen umgehend angedacht, pilotiert und dann umgesetzt werden, damit diese mit ärztlichen (oder analog) Tarifen abrechnen können.
  5. Verbesserungen in der Digitalisierung mittels digitalem Patientendossiers

 

Regionalspitalzentren und Zentrumspitäler

Die Strategie, komplexe Fälle in Zentren zu konzentrieren begrüssen wir. Der Mangel an Fachpersonal verlangt eine Bündelung der Kräfte. Spezialisierte Leistungen brauchen die entsprechenden Vorhalteleistungen und medizinaltechnischen Voraussetzungen. Es macht keinen Sinn, dass Alle alles machen. Was gestern eine komplexe OP darstellte, ist es unter Umständen ev. heute nicht mehr. Der Bereich verändert sich und es ist aus unserer Sicht wichtig und richtig, dass Mono-Disziplinäre OP`s in den Regionalspitälern gemacht werden können.